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Vegan-Wahn

Updated: 13. Oktober 2022

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Vegan-Wahn

 

Am 1. Oktober 2019, dem Welt-Vegetarier-Tag, der seit 1977 begangen wird, fand ich in der Hamburger Morgenpost einen Artikel, der sich der Fragestellung widmete, ob die Essgewohnheiten von Vegetariern zum Schutz der Umwelt beitragen.

Der Artikel beantwortet diese Frage mit „Ja, aber …“.

Das aber bezieht sich auf den Umstand, dass Vegetarier nicht gleich Vegetarier ist. Wikipedia zählt folgende Arten auf[1]:

  • Ovo-lacto-vegetarisch: Verzicht nur auf Fisch und Fleisch, tierische Milch, Milchprodukte wie Butter, Käse, Joghurt, etc. sowie Eier ergänzen die Pflanzenkost.
  • Lacto-vegetarisch: Hier fallen auch Eier weg, Milch und Milchprodukte werden weiterhin verzehrt.
  • Ovo-vegetarisch: In diesem Fall werden zusätzlich Eier gegessen, aber keine Milch und deren Produkte.
  • Vegan: Diese Art der Ernährung streicht jegliche tierischen Produkte, auch Honig. Nur die menschliche Muttermilch bleibt für Säuglinge als tierische Kost.

Besagter Artikel in der Morgenpost stellt nun dar, dass in Sachen Umweltschutz – hier insbesondere die Vermeidung von CO2 und Methan als Treibhausgasen – jegliches tierische Produkt umweltschädlich ist, denn die Tiere, die dafür genutzt werden (Rinder, Schafe) sind Wiederkäuer und pusten aus dem körpereigenen Auspuff ordentlich Methan in die Atmosphäre. Zudem wird – jedenfalls in der intensiven Massentierhaltung – für die Fütterung Kraftfutter benötigt, das in der Regel Soja ist.

Die wirklich passable Ernährung, so kann man letztlich herauslesen, ist die Vegane, weil sie eben die umweltschädlichen tierischen Produkte grundsätzlich vermeidet.

Aha. Au weia! Prost Mahlzeit!

Ich bin eine fleischfressende Pflanze und daraus mache ich auch keinen Hehl.

In meinem Freundeskreis gibt es zwei Personen, die den Verzicht auf Fisch und Fleisch mit der Ethik begründen: Ihretwegen soll kein Tier sterben. Gut, das kann ich akzeptieren. Das ist persönliche Ansichtssache. Für mich selber kann ich diesen Gedanken ausschließen. In einer Forumsdiskussion, die schon ein paar Jahre zurückliegt, meinte einer dieser beiden Personen, wer Fleisch essen wolle, der müsse das Tier dann auch selber schlachten. Wer das nicht könne, müsse eben auf Fleisch verzichten. Dem kann ich nicht folgen. Klar, ihr ging es darum, dass jeder Mensch eine Tötungshemmung hat und diese bei der aktiven Schlachtung eines Tieres erst überwinden muss, was sicher nicht jeder kann.

Wir leben aber in einer arbeitsteiligen Welt. Also muss ich überhaupt nicht. Ich kann auch kein Auto reparieren und fahre trotzdem Auto. Ich kann keine Lok bauen, fahre aber dennoch mit der Eisenbahn. Der Vergleich mag für Befürworter einer ethischen Ablehnung des Fleischverzehrs hinken, weil es schließlich etwas völlig anderes ist, ein Lebewesen zu töten, oder aus Blechteilen ein Fahrzeug zusammenzuschrauben. Für mich hinkt der Vergleich keinesfalls, denn Schlachter ist ein Handwerksberuf wie Automechaniker, der erlernt werden kann. Jeder Mensch hat seine Talente und seine Unfähigkeiten. Eigene Unfähigkeiten hindern aber nicht daran, die Dienste derer mit entsprechendem Talent in Anspruch zu nehmen. Genau das tue ich, wenn ich Fleisch beim Schlachter kaufe oder mein Auto in die Werkstatt bringe, damit es repariert wird. Nein, ich schäme mich nicht dafür, die Tiere, die ich esse, von jemand anderem aus dem Leben befördern zu lassen, wie ich mich auch nicht dafür schäme, mein Auto nicht selbst instandsetzen zu können.

Wäre mein Großvater nicht schon tot gewesen, bevor ich überhaupt geboren wurde und hätten meine Großeltern und Eltern nicht nach dem Krieg Pommern verlassen müssen, weil dieser Landstrich zu den Gebieten gehörte, die Deutschland nach dem Krieg verlor, hätte er mich, die ich genetisch und in den Nahrungsvorlieben ziemlich offensichtlich seine Enkelin bin, wahrscheinlich irgendwann zur Jägerin ausgebildet, und ich wäre mit ihm gemeinsam auf die Pirsch gegangen – und zwar nicht nur zum Fotografieren. Dass ich nicht Jägerin geworden bin, liegt nur daran, dass ich ein Großstadtkind bin und keiner meiner Verwandten, die in erreichbarer Nähe auf dem Land wohnten, eigenes Land mit Jagdrecht besaß, nicht daran, dass ich es nicht fertigbringen würde, für den Tisch Wild zu schießen.

Das zur ethischen Frage.

Kommen wir zur Frage der Gesundheit. Befürworter einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise tragen vor, Fleischkonsum sei auch unabhängig von der Umweltschädlichkeit aus verschiedenen Gründen für den Menschen selbst schädlich. Wissenschaftliche Studien konnten zwar belegen, dass Vegetarier oder Veganer eine um etwa ein Viertel reduzierte Sterblichkeit durch koronare Herzerkrankungen (Herzinfarkt) aufweisen als Fleischkonsumenten, der Großteil anderer Erkrankungen, die zum Tode führen, werden durch den Verzicht auf Fleisch jedoch nicht signifikant verringert[2]. Das ist – was die koronaren Herzkrankheiten betrifft – gewiss deutlich, andererseits bedeutet eine Senkung um 24%, wie in der Studie festgestellt, dass in 76 % der untersuchten Fälle – mehr als Dreiviertel – immer noch koronare Herzkrankrankheiten möglich sind. Meine Krankenkasse lehnt die Kostenerstattung für eine vom Arzt empfohlene bestimmte medizinische Behandlung ab, weil bei einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 75% ein wissenschaftlicher Beleg für die Wirksamkeit nicht gegeben sei …

Ferner wird darauf hingewiesen, dass durch tierische Produkte Kreatin und Vitamin B12 aufgenommen wird.

Kreatin ist für die Muskelkontraktion sowie für Hirn- und Nervenfunktion unentbehrlich. 1 bis 2 g kann der Mensch selbst produzieren, was jedoch nicht ausreichend ist. Zusätzlich dazu müssen 5 – 6 g über die Nahrung aufgenommen werden, also durch tierische Produkte oder durch Nahrungsergänzungsmittel.

Vitamin B12 ist ebenfalls lebensnotwendig, weil es für die Zellteilung, Blutbildung und die Funktion des Nervensystems erforderlich ist.[3] und kann vom Menschen nicht selbst produziert werden, sondern wird durch tierische Produkte mit der Nahrung aufgenommen oder als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen.

Als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es eine von der chemischen Industrie künstlich erzeugte Substanz ist, die der Nahrung entweder im Produktionsprozess zugesetzt wird oder in Tablettenform geschluckt wird.

Auf diesem Planeten leben derzeit (Stand 1. Oktober 2019) rund 7 Milliarden Menschen. 2023 wird die 8-Milliarden-Marke erreicht sein. Nach dem Wikipedia-Artikel Vegetarismus, Abschnitt Welternährung stellt der Forscher Edward O. Wilson in einem Buch Future of Life (Abacus, 2003) dar, dass die Anbaufläche der Erde bei einer rein vegetarischen Ernährung der gesamten Welt für etwa 10 Mrd. Menschen ausreichen würde. Andererseits wird gesagt, dass jedenfalls nicht alle Weideflächen geeignet wären, um für den Menschen verwertbare Nahrung anzubauen.

Nehmen wir mal an, alle diese Menschen würden sich für eine vegane Lebensweise entscheiden. Das wäre nach Wilson möglich, weil wir sozusagen noch 3 Mrd. Menschen zulegen könnten, ohne die aktuellen Anbauflächen zu übernutzen. Wie er das genau begründet, kann ich nicht sagen, weil ich das Buch nicht kenne, sondern nur die Fußnote in dem Wikipediaartikel. Gleichwohl habe ich Zweifel. Gewiss, wenn Tiere nicht mehr zur Nahrungsproduktion gehalten würden, entfiele deren Kraftfutter, das hauptsächlich aus Soja besteht.

2018 wurden weltweit rd. 348 Mio. t. Soja geerntet[4]. 91% davon wurden zu Öl gepresst, also rund 316 Mio. t. Bei der Pressung fallen 10% Öl und 90% Sojamehl an[5], macht rd. 31,6 Mio. t. Sojaöl und 284,4 Mio. t. Sojamehl. Das Sojamehl wird gegenwärtig hauptsächlich als Futtermittel verwendet, nämlich zu etwa 98%, was rd. 279 Mio. t. entspricht. Die übrigen 2% also rd. 5 Mio. t. gehen in die menschliche Ernährung[6].

Die weltweite Verwendung entspricht nur zum Teil dem, was in der EU mit Soja gemacht wird. In der EU wurden 2016 10,7 Mio. t Soja geerntet und weitere 34,5 Mio. t importiert[7]. Der importierte Anteil war zu 98 % für die Tiermast vorgesehen, also etwa 33,8 Mio. t. Tiermast beschränkt sich hier auf Hühner- und Schweinezucht sowie die Fleischrinderzucht, da für Milchkühe nur heimische Eiweißpflanzen verwendet werden dürfen[8].

In Sachen menschlicher Ernährung entfällt – bisher – ein Anteil von ca. 3% der Sojaernte auf vegetarische und vegane Ersatzprodukte[9], also rd. 10,44 Mio. t, und zwar weltweit. Der EU-Gesamtanteil an Verwendung von Soja liegt bei 45,2 Mio. t. 3% davon sind 1,356 Mio. t. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Anteil der Vegetarier und Veganer in Deutschland nach einer YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2015 rd. 4% (ca. 3,3 Mio.) beträgt, in Österreich sind es nach einer Umfrage der weit verbreiteten Kronenzeitung etwa 10% (rd. 0,9 Mio.) in Frankreich etwa 2% (rd. 1,3 Mio.), in Großbritannien etwa 5% (ca. 3,32 Mio., allerdings in einer Studie von 1995!). Das sind rd. 11,75 Mio. Menschen von ca. 225 Mio. Gesamtbevölkerung dieser Staaten. Rechnet man diese Ergebnisse im Durchschnitt auf die Gesamtbevölkerung der EU von rd. 512 Mio. Personen hoch, dürften in der EU rd. 26,7 Mio. Vegetarier und Veganer leben. Herunter gebrochen auf die einzelne Person ergibt dies ca. 50 kg Sojamehl, das in Europa gegenwärtig für vegetarische und vegane Ersatzprodukte pro Kopf und Jahr verwendet wird. Würde die gesamte Bevölkerung der EU sich vegetarisch oder vegan ernähren, benötigte allein die EU 25,6 Mio. t. Sojabohnen. Rechnet man dies weiter auf eine Weltbevölkerung von rd. 7 Mrd. Menschen, wären für eine vegetarische bzw. vegane Ernährung der gesamten Weltbevölkerung ca. 350 Mio. t Sojabohnen pro Jahr erforderlich. Im Jahr 2018 betrug die Welternte an Soja rd. 348 Mio. t Sojabohnen. Das bedeutet, dass allein für Ersatzprodukte die heutige weltweite Sojaernte noch nicht einmal ausreichen würde. Daraus folgt, dass durch eine weltweite Ernährungsumstellung eher eine größere Anbaufläche benötigt würde als heute. Am Flächenfraß der Landwirtschaft für den Sojaanbau wird sich also nichts ändern.

Beim Thema Umweltschutz und Ernährung wird immer wieder auf den schädlichen Methanausstoß der Nutztiere verwiesen, speziell bei Rindern und Schafen.

Ein Rind hat eine natürliche Lebenserwartung von maximal 20 Jahren, wenn es nicht durch übermäßige Nutzung zur Milchproduktion deutlich früher zum Metzger kommt. Aktuell (Stand 6. Dezember 2019) leben etwa 1,5 Milliarden Rindviecher auf der Erde, davon allein 226 Millionen in Indien, einem Land, in dem Rinder heilige Tiere sind und die deshalb seit Menschengedenken nicht genutzt werden. Die in Indien lebenden Rinder werden weder kastriert noch bejagt. Diese Population wird – ganz gleich, was im Rest der Welt geschieht – jedenfalls solange erhalten bleiben, wie sie in Indien als heilig gelten. 226 Millionen, das sind rund 15% der Weltpopulation an Rindern.

Laut Wikipedia werden pro Jahr 600 Mio. Tonnen Methan auf diesem Planeten produziert, die einen Anteil von etwa 20% am durch den Menschen verursachten Treibhauseffekt haben. 70%, also rd. 420 Mio. t des Methanausstoßes sind auf den Menschen und seine Aktivitäten zurückzuführen[10]. 39% davon werden durch die Methanausscheidungen von Rindern verursacht, also rd. 164 Mio. Tonnen.

Unterstellt, es gelänge, die Rinderpopulation auf den indischen Anteil zu begrenzen, resultieren daraus verbleibende rd. 25 Mio. t Methan.[11] Die eingesparten Methanemissionen ergäben 139 Mio. t. Das ist rund 1/3 der menschlich verursachten Methanemission. In dieser Menge ist auch der Nassreisanbau enthalten, der aktuell etwa 80% der Welternte an Reis ausmacht, und für rd. 60 Mio. t. Ausstoß an umweltschädlichem Methan verantwortlich ist[12]. Reis ist ein veganes Lebensmittel, das aktuell etwa für die Hälfte der Weltbevölkerung das Hauptnahrungsmittel[13] darstellt. Bei rein veganer Ernährung würde dieser Anteil vermutlich weiter steigen und damit auch der dadurch verursachte Methanausstoß.

Wenn die durch den Menschen verursachten 420 Mio. t Methan einen Anteil des Menschen von 20% an der Treibhausgasemission ausmacht, wären durch Vernichtung des weltweiten Rinderbestandes mit Ausnahme von Indien rd. 6% des vom Menschen verursachten Treibhausgases eingespart. 6% Einsparung von menschengemachtem Treibhausgasausstoß, wenn es morgen außer in Indien keine Rindviecher mehr gäbe!

Unter den gegenwärtigen Nutztieren sind noch Schafe (ca. 1 Mrd. Tiere) Ziegen (ca. 1,1 Mrd.), die als Wiederkäuer Methan produzieren. Die Menge ist aktuell nicht klar, dürfte aber in den vom Menschen gemachten Anteil einfließen. Da die Tiere kleiner sind als Rinder, scheiden sie auch weniger Methan aus. Unterstellt, dass es etwa jeweils ein Drittel der Rinderemission wäre, kämen weitere 4% dazu, womit bei – wohlgemerkt weltweiter – Ausrottung von Schafen und Ziegen insgesamt 10% des vom Menschen verursachten Treibhausgasausstoßes einzusparen wären. Da Methan etwa 9 – 15 Jahre in der Atmosphäre bleibt, wäre die Auswirkung der von ausgerotteten Wiederkäuern verursachten Methankonzentration in frühestens 9 Jahren verschwunden. Wenn es sie gar nicht mehr gibt und auch die heiligen Kühe Indiens dran glauben mussten!

Auch Schweine produzieren Methan, jedenfalls über die Zersetzung der Gülle. Nach einer Dokumentation des Wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestages[14] produzierten im Jahr 2011 die rd. 27 Mio. in Deutschland lebenden Hausschweine 67.000 t. Methan. (Die Darstellung ist etwas um die Ecke gedacht, denn in der Dokumentation ist die Rede von CO2 Äquivalenten. Methan belastet die Treibhausgase etwa mit dem Faktor 33 gegenüber CO2[15])

Weltweit lebten 2011 rund 969 Mio. Hausschweine, die folglich rd. 2,36 Mio. t Methan emittierten. Bei 600 Mio. t sind das rd. 0,4% der Gesamtmenge an Methan, die im Jahr ausgestoßen werden.

Hühner produzieren nach einem Bericht von Quarks &Co.[16] selbst kein Methan, auch ihr Mist taugt nicht zur Methanemission. Demzufolge hätte ein Verzicht auf Hühnerzucht keinerlei Auswirkung auf die Methanemissionen, der Verzicht auf Schweinezucht eine verschwindend geringe.

Wo also liegt dann der Sinn in einem völligen Verzicht auf Fleischkonsum, wenn jedenfalls Hühner- und Schweinebestände in der Landwirtschaft – selbst bei Massentierhaltung – praktisch keine Auswirkung auf den Methanausstoß haben?

Kommen wir zur Ethik, zumal nicht wenige Vegetarier und Veganer gerade deshalb auf Fleisch bzw. tierische Produkte überhaupt verzichten: Was geschieht mit den bisherigen Nutztieren, die bereits existieren? Gehen die dann auf freie Weiden oder sollen sie abgeschlachtet und entsorgt werden? Wenn aus ethischen Gründen auf die Tötung von Tieren zu Nahrungszwecken verzichtet wird, ist Letzteres wohl kaum möglich. Gehen sie auf freie Weide, fressen sie weiterhin Grünfutter, entlassen Methan aus dem Achtersteven und schietern in die Landschaft, womit sich die schädlichen Gase nicht verringern. Zwar würde eine gezielte Vermehrung durch Zucht nicht mehr erfolgen, aber die Tiere blieben fruchtbar und würden weiterhin Junge bekommen, die auch was fressen und was trinken müssen. Insofern würde weder weniger Wasser verbraucht (verschmutzt wäre richtiger, denn die Menge des Wassers auf der Erde ist konstant) noch würden sich Ausscheidungen und Ausgasungen verringern.

Wir haben heute schon ein Wildschweinproblem, weil gar nicht so viele Wildschweine geschossen werden können, wie nachwachsen. Schafe, Schweine, Ziegen und Rinder, die freigelassen werden und sich von dem ernähren, was der Boden an Grünzeug so hergibt, würden sich ebenso mit Freude am menschlichen Landbau bedienen wie die Wildschweine es heute schon tun.

Weil diese Tiere dann dasselbe fressen, was die Menschen essen wollen, werden sie zu Nahrungskonkurrenten. Und dann? Werden diese Tiere, die uns das wegfressen wollen, was wir selbst essen sollen, doch bejagt? Was geschieht mit den dann erlegten Tieren? Wegwerfen oder an Ort und Stelle begraben, wenn wir sie auf keinen Fall essen sollen?

Das wird mindestens jene Fleischverzichter als Jagdgegner auf den Plan rufen, die Tiere aus ethischen Gründen nicht töten wollen.

Vielleicht nähmen uns die großen Beutegreifer wie Wölfe einen Teil der mit uns ums Gras konkurrierenden Tiere ab. Allerdings ist bislang der Mensch das einzige Säugetier, das es fertigbringt, andere Tiere auszurotten. Insofern werden wir nicht erwarten dürfen, dass Beutegreifer die freigelassenen Ex-Nutztiere vollständig vom Angesicht der Erde verschwinden lassen werden.

Wenn eine Jagd auf diese Nahrungskonkurrenten aus ethischen Gründen nicht gestattet wird: Sollen aus der Nutzung entlassenen Tiere kastriert werden, damit sie sich nicht mehr reproduzieren? Das wäre ethisch mindestens ebenso problematisch.

Alle diese Maßnahmen würden ein Verbleiben der Ex-Nutztiere auf der Erde für lange Zeit zur Folge haben, in der sie zwar weder genutzt noch gegessen werden dürfen, aber weiter munter furzen und Methan ausstoßen.

Und wie verhalten sich Umweltschutz und Tierrechte in Bezug auf die Landwirtschaft? Die Landwirtschaft benötigt für den Anbau von Feldfrüchten Nitrat als Dünger. Aktuell wird dazu hauptsächlich die Gülle des Nutzviehs verwendet. Ebenso aktuell leidet der Boden unter Überdüngung, weil es derzeit schlicht zu viel Gülle gibt, die auf die Felder gekippt wird. Eine Reduktion des Nutztierbestandes kann dazu beitragen, dieses Missverhältnis zu beseitigen, klar. Aber was ist, wenn aus Umweltschutzgründen grundsätzlich auf Nutztierhaltung verzichtet werden soll? Die Feldfrüchte benötigen weiterhin Nitrat. Das könnte dann nur noch die chemische Industrie liefern. Chemische Industrie und Umweltschutz … wieso krempeln sich gerade meine Fußnägel hoch?

Fazit:

  1. Ethik: Wenn jemand aus ethischen Gründen darauf verzichten will, Tiere zu essen, ist das eine persönliche Entscheidung, die nicht zu verallgemeinern ist. Wenn jemand anderes damit kein Problem hat, ist auch das eine persönliche Entscheidung, die ebenfalls nicht zu verallgemeinern ist. Nach unserer Rechtsordnung ist erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. Solange also der Verzehr von tierischen Produkten nicht von unserem frei gewählten Parlament unter Strafe gestellt wird, möchte ich auch nicht von Einzelpersonen oder größeren Gruppen, die jeweils ihre Partikularmeinung äußern, diesbezüglich mit ethischen Gesichtspunkten missioniert werden.

Zur ethischen Frage gehört auch, was mit den aus der Nutzung entlassenen Tieren geschehen soll. Töten und wegwerfen wäre gewiss nicht im Sinne der aus ethischen Gründen auf tierische Produkte Verzichtenden, nicht im Sinne des hungernden Teils der Weltbevölkerung und – ganz gleich, welcher religiösen Richtung man angehört – moralisch mehr als nur verwerflich.

2.: Gesundheit: Wenn ein Wirkungsgrad von 75% als nicht wissenschaftlich belegt gilt und gesetzliche Krankenkassen deshalb berechtigt sind, die Finanzierung einer medizinischen Behandlung mit einer solchen Heilungswahrscheinlichkeit ablehnen dürfen, sehe ich keine Veranlassung, bei einer Verbesserung von koronaren Herzerkrankungen um 24% durch eine rein vegane Ernährung in Jubelstürme auszubrechen und meine Ernährung entsprechend umzustellen. Bei anderen Erkrankungen, die tödliche Folgen haben können, hat eine vegetarische oder vegane Ernährung keinen verbessernden Einfluss.

  1. : Umweltschutz: Bei einer rein veganen Ernährung wird weltweit nicht weniger Soja angebaut werden müssen als zum jetzigen Zeitpunkt. Der dafür gegenwärtig solche Sorgen machende Flächenfraß in den entsprechenden Anbaugebieten änderte sich also nicht.

Würden die jetzigen methanproduzierenden Nutztiere einfach aus der Nutzung entlassen und lebten künftig frei, änderte sich am tierisch bedingten Methanausstoß so wenig, dass es kaum einen messbaren Einfluss hätte. Zudem entfiele bei einem vollständigen Verzicht auf Nutztierhaltung der natürliche, für die Landwirtschaft unerlässliche Nitratdünger aus Gülle und müsste vollständig durch chemisch erzeugten Kunstdünger ersetzt werden.

Dazu kommt, dass eine rein vegane Ernährung die lebensnotwendige Aufnahme von Kreatin und Vitamin B12 durch von der chemischen Industrie künstlich erzeugte Nahrungsergänzungsmittel erforderlich macht. Das passt mit dem Umweltschutzgedanken garantiert nicht zusammen.

Unter diesen Umständen sehe ich nun wirklich keinen Nutzen für die Umwelt und die Menschen, wenn wir aus Umweltschutzgründen und Gründen der Gesundheit auf die Nutzung und den Verzehr von Tieren verzichten sollen. Erst recht nicht aus moralisch-ethischen Gründen.

[1] Wikipedia, Vegetarismus, Abschnitt Ausprägung des Vegetarismus

[2] Wikipedia, Vegetarismus, Abschnitt Gesundheitliche Aspekte –  Studien

[3] Wikipedia, Vitamin B12 (Cobalamine), Abschnitt Funktion im Organismus

[4] Wikipedia, Sojabohne, Wirtschaftliche Bedeutung

[5] Wikipedia, Sojabohne, Futter- und Lebensmittel

[6] Wikipedia, Sojabohne, Zusammenfassung

[7] Wikipedia, Sojabohne, Europa

[8] Wikipedia, Sojaschrot, Ersatzmöglichkeiten

[9] Wikipedia, Sojabohne, Futter- und Lebensmittel

[10] Quelle: Wikipedia, Methan als Treibhausgas

[11] Quelle: Wikipedia, Methan, Vorkommen und Entstehung

[12] Wikipedia: Nassreisanbau

[13] Wikipedia: Reis, Verwendung

[14] Quelle: Wissenschaftlicher Dienst, Dokumentation Statistik Treibhausgase Land- und Forstwirtschaft

[15] Quelle: Wikipedia Methan, Treibhausgas

[16] Quelle: Quarks & Co. Umwelt, Treibhausgase aus der Nutztierhaltung

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