Projekt 1: Siegelschatulle

Nachdem ich vor Weihnachten 2019 bei Amazon die Möglichkeit entdeckt hatte, mir ein Siegel nach eigenen Vorstellungen anfertigen zu lassen (und zwar für schlappe 12,36 Euro!) und ich dies knapp drei Wochen nach Jahresbeginn 2020 bestellt hatte, wurde mir klar, dass ein weiteres Siegel in dem Geheimfachbuch, das ich mir 2016 bei Amazon gekauft hatte, keinen Platz mehr finden würde.

Ich wollte also gern eine Siegelschatulle haben, mit Wappen auf dem Deckel, mit Samt ausgeschlagen. Außer den Petschaften und Siegellack sollten auch ein Schmelzlöffel und ein kleiner Schmelzofen (oder besser: Stövchen) darin Platz finden. Im Laufe der Jahre haben sich einige Petschafte in meinem Besitz angesammelt. Mit dem neuen Siegel würden es ins­gesamt 16 Stück sein.

Zu groß sollte das Teil aber auch nicht sein. Ich entschied mich für eine Truhe, deren Deckel und Boden aus DIN A 4-Sperrholzplatten sowie fertigen Leisten bestehen sollte, die als Meterware im Baumarkt zu haben sind. Die genormten Sperrholzplatten würden das Zurecht­sägen des Deckels und des Bodens ersparen. Die vorhandenen Leisten reichten nicht ganz aus. Ich kaufte deshalb in unserem Baumarkt 4 cm breite Leisten und die Sperrholzplatten, die es im Viererpack gibt, dazu goldfarbene Polsternägel und Goldlack sowie Klarlack in der Sprühdose.

Die Leisten sägte ich mithilfe einer Gehrungssäge im 45°-Winkel. Dummerweise hat die Säge auch im fixierten Zustand ein gewisses Spiel, so dass die Sägeflächen leider nicht wirklich dem gewünschten Winkel entsprachen. Mit einem Rahmenspanner, der auch schon einige Zeit in meinem Werkzeugbestand ein Leben im Wartestand führte, war aber eine rechtwinklige Verbindung möglich. Geklebt habe ich die Leisten mit UHU-Alleskleber (!). Ein erster Versuch, die Hölzer mit dunkler Möbelpolitur dunkel zu färben, brachte derart fleckige Ergebnisse, dass ich doch lieber Holzbeize aus dem Baumarkt holte und bei der Gelegenheit auch noch einen Möbelknopf mitnahm …

Nach Herstellung der Rahmen habe ich die Leisten, Deckel und Boden mit der Beize dunkel gefärbt, die Zierleiste für den Deckel – eine Schnitzleiste in Form eines gedrehten Seils – ebenfalls mit der Gehrungssäge mit einem 45°-Winkel geschnitten und golden lackiert. Nach dem Trocknen bekamen alle Teile noch einen Klarlack-Überzug, weil weder die Belton-Goldfarbe noch die Holzbeize abriebfest sind. Weil die Leisten teilweise über den Deckel hinausragten, habe ich sie mit einem flachen, goldfarbig eloxierten Draht überdeckt, der ebenfalls geklebt wurde.

Das Innenleben begann mit einer Trennung in der Querachse, die das Fach mit den Petschaften von dem mit Siegellack und Schmelzgerätschaften trennen sollte. Die Leiste wurde nach Maß eingesetzt und bot den Petschaften wechselseitig gelegt auch ausreichend Platz. Mein Fehler war, dass ich das Innenleben ohne den Samt ausgemessen hatte – mit der Folge, dass nach dem Ausschlagen mit dem Samt die Maße nicht mehr stimmten. Samt hat nun mal eine gewisse Stärke, die ich bei der Ermittlung des Innenmaßes für das Petschaftfach aber nicht berücksichtigt hatte. Die Mittelleiste, mit UHU eingeklebt, weigerte sich jedoch beharrlich, sich unbeschädigt entfernen zu lassen, so dass die Petschafte anders positioniert werden mussten, um sie alle unterzubringen.

Als unmöglich erwies sich auch, den Samt mit Polsternägeln einzunageln. Erstens sind die Nägel für eine insgesamt 5 mm dünne Leiste selbst bei Samtbelag zu lang und zweitens hielt der Kleber der Rahmenleisten den Hammerschlägen einfach nicht stand. Zu meinem Glück löste sich wegen der nicht ganz sauberen Winkel die Klebung aber ohne Schäden an den Leisten. Also mussten die Winkel neu gerichtet werden. Den Samt habe ich letztlich eingeklebt. Es sieht dennoch passabel aus. Mit der Samtverkleidung ließen sich auch die deutlich zu langen und deshalb mit Styroporkugeln gesicherten Schraubenspitzen tarnen.

Der Deckel bekam eine Seidenband-Bremse, damit er nicht nach hinten überklappt, der Möbelknopf, der als Griff zum Öffnen und Schließen der Schatulle dient, benötigte ob der Länge seiner Schraube noch eine Holzscheibe als Unterlage. Eine zweite Holzscheibe darunter gibt der Schrauböse Halt, durch die eine Kette gezogen ist, die mit einem Vorhängeschloss geschlossen werden kann. Die Kette wird über den Knopf gelegt und dann verschlossen.

Zum Schluss habe ich aus Sperrholz noch einen Wappenschild und eine Krone ausgesägt, in den Schild einen kreuzförmigen Schlitz ausgefräst, das Wappen in den wenglischen Farben grün und rot mit Acryllack lackiert und mit goldfarbenen Lilien aus meinem Bestand bestückt. Die Krone habe ich mit Schnitzmessern bearbeitet, ebenfalls mit Acryllack golden lackiert und mit Strasssteinen und Perlen aus meinem Bestand verziert.

Im Juli 2020 war eine Überarbeitung der Siegelschatulle erforderlich, weil der Flachdraht einfach nicht halten wollte und sich immer wieder löste. Er wurde durch mit Goldlack vergoldete 5-mm-Leisten ersetzt, die glatt anstoßenden Ecken mit grünen Strassstein-Quadraten kaschiert.

Material:

  • 2 DIN A4-Sperrholzplatten
  • 3 Leisten 1000 x 40 x 5 mm (Rest für weitere Arbeiten verbleibend)
  • 2 Leisten 1000 x 5 x 5 mm (Rest für weitere Arbeiten verbleibend)
  • 2 Scharniere
  • 1 Möbelknopf (incl. Schraube)
  • 2 Holzscheiben 25 mm W
  • 1 Schrauböse
  • 6 Schrauben 35 x 16 mm für Scharniere
  • Holzbeize
  • Klebstoff
  • Seidenband
  • Samt

 

 

 

 

 

 

 

 

Deckelverzierung

  • Sperrholzrest (10 x 10 cm) für Deckelverzierung
  • 4 kleine Lilien
  • Klebeperlen
  • 12 quadratische grüne Strasssteine
  • Leiste 5 x 5 mm
  • Zierleiste „gedrehtes Seil“
  • 3 grüne, 2 rote Minirauten-Strasssteine
  • 3 kleine runde Strasssteine
  • Acryllack Gold
  • Acryllack Dunkelgrün
  • Acryllack Karminrot
  • Sprühlack Gold

 

 

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