Projekt 3: Altargeschirrtruhe

Nach der Fertigstellung des Lederwerkzeugkastens war nach wie vor Lockdown. Ich hatte wohl eine gute Woche Zeit in den Bau investiert. Wegen des Lockdowns fielen auch die Gottesdienste aus. Dafür zelebrierte unser Erzbischof Stefan Heße aber Online-Gottesdienste am Sonntagmorgen. Mithilfe des PCs konnten wir die Messe verfolgen,

Um etwas kirchliche Atmosphäre zu erzeugen, hatte ich die Idee, den Weihrauchbrenner zu benutzen, den ich samt einem Tütchen Weihrauch vor drei oder vier Jahren im Klosterladen in Niederalteich gekauft habe. Bis dahin hatte ich ihn nur einmal benutzt: zum Kreuzweg aus Rom am Karfreitag. Der Brenner steht seit März 2020 am Sonntag bei uns auf dem Kaminofen und verbreitet mit ein paar Krümeln Weihrauch gottesdiensttaugliche Atmosphäre. Als Glocke zur Wandlung diente einstweilen eine aus der Schweiz stammende Mini-Kuhglocke.

Der Weihrauchbrenner und das Weihrauchtütchen wurden außerhalb der Gottesdienstzeiten in dem Wellpappkarton aufbewahrt, in dem ich ihn gekauft hatte. Auf Dauer erschien mir das unwürdig. Im Mai 2020 beschaffte ich mir ein silberfarbenes Weihrauchgefäß zur Aufbewahrung des Weihrauchs, das neben dem verpackten Weihrauchbrenner in der Schrankschublade Platz fand. Nicht lange nach Ingebrauchnahme des Weihrauchgefäßes stürzte es beim Abstellen in die Schublade ab – mit der Folge, dass ich eine gute halbe Stunde damit beschäftigt war, den Weihrauch aus der Schublade im Wohnzimmerschrank zu klauben. Im Juni kam dann noch eine Glocke dazu.

Das ließ bei mir den Plan reifen, alles für den Wohnzimmer-Gottesdienst in einem Kasten (oder einer Truhe) aufzubewahren. Tedi, der 1-€-Laden in unserem Einkaufszentrum, bot eine Menge Kästchen, aber in der Größe, die ich für das Altargeschirr benötigte, war dort nichts zu finden – jedenfalls nicht aus Holz. Und darunter wollte ich es nicht haben.

Blieb also die Truhe Marke Eigenbau. Ich habe also auf Millimeterpapier zunächst die erforderliche Größe ausgelotet: 24 cm Breite, 12 cm Höhe und Tiefe waren erforderlich, um sowohl Brenner als auch Aufbewahrungsgefäß und Glocke unterzubringen. Dazu sollte noch ein zerlegbares Standkreuz kommen.

Der Korpus der Truhe entstand aus noch vorhandenen Sperrholztafeln der Größe DIN A4, die ich mit einer seit längerem vorhandenen Japansäge schnitt. Nun ja … gerade zu sägen fällt mir immer noch etwas schwer. Die nicht ganz sauberen Ecken tarnten erneut Eckleistenstücke, die ich mir dafür aus dem Baumarkt beschaffte. Der erhöhte Deckel entstand aus einem Stück Sperrholz und fertigen 3 cm-Leisten, die Ecken wiederum unter Eckleisten versteckt. Ebenso wie die Siegeltruhe bekam die Altargeschirrtruhe dunkle Farbe aus Holzbeize Eiche dunkel, dieses Mal aber auch innen, weil hier kein Stoff zum Ausschlagen verwendet wurde.

Als Zierrat bekam der Deckel glatte Zierleisten von 10 mm Breite und 5 mm Stärke, die mit Goldlack gespritzt wurden. Um erneute Winkelabweichungen zu vermeiden, habe ich die Leisten glatt gesägt. Um die nun flächig angrenzenden Ecken zu tarnen, habe ich sie mit vergoldeten Ranken der Fa. Rayher verziert. Leider gibt es sie nur mit Rechtsbiegung, doch wirkt es wie eine umlaufende Ranke. Die Deckelplatte zieren ein Lamm Gottes (Zinn, mit Goldlack gespritzt), aus Betrachtersicht links eine Figur, die sowohl als König als auch als Bischof durchgehen könnte, rechts vom Lamm Gottes ist eine Mutter Gottes mit dem Jesuskind. Beides stammt aus derselben Packung von Rayher, aus der auch die Ranken sind.

Weil die Kirchenfarbe violett ist, bot sich so die Gelegenheit, aus meinem Strasssteinbest­and einige violette Steine einzusetzen, die sonst ein Leben in der Dose gefristet hätten. 8 Rauten und 8 Achtecksteine zieren die glatte Goldleiste des Deckels.

Die Deckelfront bekam einen Griff aus einer Holzkugel, die ebenfalls in Holzbeize gebadet wurde. Das ohnehin in der Kugel vorhandene Loch in der Kugel passte für eine Schlossschraube aus meinem Bestand. Um den Schraubenkopf versenken zu können, habe ich das Loch noch etwas aufgebohrt. Über die versenkte Schraube habe ich einen violetten runden Strassstein geklebt.

Die Oberseite des Truhenkorpus bekam noch eine vergoldete Zierleiste, die mit einem Kugelmuster gefräst ist. Damit ließen sich die Unebenheiten der handgesägten Sperrholzplatten gut tarnen.

Korpus und Deckel sind geklebt und mit dem Rahmenspanner in Form gebracht, weil wegen der geringen Stärke des Materials geschraubte Winkel nicht in Betracht kamen. Dass Winkel im Möbelbau verpönt sind, war mir noch nicht bekannt …

Das zerlegbare Kreuz sollte ein Lilienkreuz sein, eines, das an der Spitze des Längsbalkens und den Enden des Querbalkens in einer heraldischen Lilie ausläuft. Bei Amazon hatte ich im November 2019 Partypicker mit Lilienköpfen gekauft. Um die Picker einbauen zu können, musste das Kreuz hohl sein. Zu diesem Zweck habe ich die Kreuzarme aus 14 x 4 mm-Leisten und 5 x 5 mm-Leisten in Bagel-Bauweise (Sandwich passt nicht, denn ein Sandwich ist im Gegensatz zum Bagel nicht hohl) gebaut und in der Mitte eine Seite in der Breite der äußeren Leisten einen Zwischenraum gelassen. Als Kreuzständer kamen zwei runde Holzscheiben, eine mit 4 cm Durchmesser und eine mit 2,5 cm Durchmesser, zum Einsatz. Ein Holzstift dient als Halter für das Kreuz. Die verwendeten Leisten hatte ich im März bei Hagebau Röhrig in Treis-Karden gekauft.

 

Material:

1 DIN A 4-Sperrholzplatte

1 Leiste 1000 x 40 x 5 mm

1 Eckleiste 1000 mm (Rest für weitere Arbeiten verbleibend)

1 Leiste 1000 x 14 x 5 mm (Rest für weitere Arbeiten verbleibend)

1 Zierleiste Kugelfräsung 1000 x 10 x 6 mm (Rest für weitere Arbeiten verbleibend)

2 kleine Scharniere

4 Schrauben (Spax)

1 Schlossschraube mit Mutter

Holzleim (Rest für weitere Arbeiten verbleibend)

Holzbeize (Rest für weitere Arbeiten verbleibend)

4 Ranken goldfarben (Rayher)

1 Figur „Bischof“ (Rayher)

1 Figur „Mutter Gottes“ (Rayher)

1 Lamm Gottes (Zinnabzeichen, Vehi Mercatus)

8 Strasssteine violett Raute groß

8 Strasssteine violett Achteck mittelgroß

1 Strassstein violett, rund, mittelgroß

1 Holzkugel

 

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