Projekt 5: Neufertigung Lederwerkzeugkasten

Wie gesagt: Der im März/April gefertigte Lederwerkzeug-Kasten war a) etwas klobig geraten und b) durch die unregelmäßigen Ecken auch nicht besonders schön geworden. Ich wollte es also nochmals machen. Nach der Reisetruhe, die ich im Sommer auf der Terrasse gebaut hatte, hatte ich aber erst einmal genug. Es dauerte bis Ende Oktober, bis ich wieder genug Energie hatte, um mit dem Neubau zu beginnen.

Dieses Mal sollten 5 mm starke (oder dünne) Leisten die knapp 2 cm dicken Bretter ersetzen. Die ursprünglich verwendeten Metallbeschläge wollte ich weiterverwenden, die Bretter des Vorgängermodells irgendwann dem Kaminofen und ihrer ursprünglichen Bestimmung als Brennholz zuführen. Das Problem war aber, dass die Werkzeuge keinesfalls heimatlos sein sollten. Insofern zerschlug sich die Absicht, den alten (oder ersten) Kasten zurückzubauen, bevor das Nachfolgemodell fertig war.

Keinesfalls wollte ich mich noch einmal auf schräge zugesägte Bretter verlassen. Um unnötiges Sägen von Deckel und Boden zu vermeiden, sollten diese aus DIN A4-Sperrholztafeln bestehen. In 4 mm dünnem Sperrholz lassen sich allerdings keine Werkzeuge so befestigen, wie es bei der gut 1 cm dicken Holzplatte des Deckels vom Vorgängermodell möglich war. Eine erste Idee war, einen doppelten Deckel wie bei der Reisetruhe zu verwenden, an dessen innerer Seite Lederbänder die Kleinteile aufnehmen konnten.

Durch die Verwendung genormter Sperrholztafeln war die Größe des Kastens in Länge und Breite vorgegeben. Die Leisten des Korpus sollten auf keinen Fall Deckel und Boden überragen. Ferner sollten die Punzen gerade stehen können. Der Korpus musste also mindestens 12 cm hoch sein. Bei Einfügung eines doppelten Deckels war eine Höhe des Korpus allein von mindestens 12 cm erforderlich.

Eine erste Planung sah auch bei Front und Rückseite genormte Sperrholzplatten vor, nur die Seiten wären in dem Fall aus Leisten gesägt worden. Bei dieser Dimension sollte der Korpus 21 cm hoch werden. Das lud zu einem 2. Stockwerk ein. Aber welche Werkzeuge sollten im Untergeschoss landen? Und jedes Mal das obere Stockwerk ausräumen, um an die Werkzeuge im Souterrain heranzukommen, hätte wieder Unordnung in die Werkstatt gebracht.

Von den vorherigen Arbeiten war noch einiges an Material übriggeblieben. Die vorhandene restliche 60 x 5 mm Leiste hätte jedoch nicht mehr gereicht, um die Seitenbretter daraus zu gewinnen. Ich benötigte nach meinen Berechnungen 6 Bretter von 21 cm Länge. Macht 126 cm, mit Sägeverschnitt wenigstens 128 – 130 cm. So viel war nicht mehr vorhanden. Scharniere und Schrauben hatte ich zur Genüge, auch Winkel waren ausreichend vorhanden, auch ohne die im Vorgängermodell verbauten Winkel.

Inzwischen hatte ich dank einer Fernsehsendung über Handwerksarbeiten im Corona-Lockdown erfahren, dass Winkel im Möbelbau verpönt sind – jedenfalls von Profis, zu denen ich mich mit meinen beschränkten Fähigkeiten keinesfalls zählen darf. Aber Vorbilder sind dazu da, ihnen nachzueifern. Ich wollte eine gezapfte Verbindung einmal ausprobieren und begann mit den Deckelleisten, die 30 mm breit sind – jedenfalls nominell. Tatsächlich sind es nur 29 mm. Ich zeichnete mir einen 10-mm-Ausschnitt an, den ich mit der Laubsäge ausschnitt. Dieser erste Versuch war garantiert nicht der Beste meines Lebens. Mein Vater selig hätte nur verzweifelt den Kopf geschüttelt, denke ich … Dem Gegenstück, bei dem der Zapfen in der Mitte stehenbleibt, ging es kaum besser. Passform ist was anderes …

Mir fiel ein, dass wir im schulischen Kunstunterricht im vorletzten Zeitalter aus Holzleim und Sägespänen „Leberwurst“ angerührt hatten, eine Art Holzspachtel, um allzu üble Versäger auszugleichen. Das war doch eine Möglichkeit, derartige Missgeschicke auszubügeln. Dafür benötigte ich aber erst einmal Sägespäne. Ich sammelte also die Sägespäne vom Sägen der Bretter in einem Behälter, in den ich allerdings auch die Reste der ausgesägten Zapfen warf. Vor der Leberwurst würde erst einmal die Trennung gar zu dicker Stücke von feineren Spänen erforderlich sein.

Mithilfe von Leim und Rahmenspanner hielt der Deckelrahmen aber auch ohne einen solchen Ausgleich. Beim Sägen der weiteren Bretter und Zapfen kam mir die Idee, statt eines zweiten Stockwerkes, das erst freigelegt werden musste, eine Schublade im unteren Bereich des Kastens einzubauen. Damit reifte auch die Idee, nur die Rückseite des Korpus aus einem Stück zu fertigen und Seiten und Front aus Leistenbrettern herzustellen. Zwei Rahmen aus 3 60 x 5 mm-Leisten und ein Rahmen aus 3 30 x 5 mm-Leisten sollten den oberen Teil des Korpus bilden, zwei Bretter des unteren 60 mm-Rahmen würden nur an der Rückseite gezapft werden. Das untere Frontbrett sollte die Vorderseite der Schublade werden. 7 30 mm-Bretter (4 für den Deckel, 3 für den Korpus), 8 60 mm-Bretter und eine DIN A4-Sperrholzplatte an den Schmalseiten mit Zapfen zu versehen, ist eine Arbeit, die man zeitlich nicht unterschätzen sollte. Das frisst richtig Stunden und ist eine – nun ja – monotone Arbeit. Ich habe einige Tage dafür gebraucht und musste immer wieder aufhören, weil mir der Rücken wehtat oder ich schon wieder kariert gesehen habe.

Die Rahmen dann zusammenzukleben, ohne dass sich die einzelnen Bretter selbstständig machen, ist auch mit gewissen Schwierigkeiten behaftet. Ich habe mehr als nur einmal lauthals geflucht und war froh, dass ich im Keller gearbeitet habe und nicht auf der Terrasse.

Mit Einplanung der Schublade musste also darüber ein Boden sein, der einiges an Gewicht tragen musste, schließlich sollten hier die Punzen und ein ordentlicher Ständer für selbige hinein. Samt im Rahmen des Neubaus ebenfalls neugefertigten Holzständer bringen sie immerhin gute 1,6 kg auf die Waage. Deshalb war ich auch etwas skeptisch, ob die Bretter, in die die Griffe eingeschraubt werden sollten, überhaupt halten würden, wenn sie nur geklebt waren und nicht anderweitig mit ihren Geschwistern oben und unten verbunden sein sollten. Beim Materialeinkauf hatte ich deshalb vorsorglich Flachverbinder eingekauft, die die seitlichen Korpusbretter gegebenenfalls zusammenhalten sollten

Um den Boden überhaupt zu stabilisieren, baute ich aus den wegen des großzügigen Einkaufs für die Reisetruhe noch in erheblichem Umfang vorhandenen 20 x 20 mm-Leisten einen Rahmen am unteren Rand des unteren 60 mm-Vollrahmens ein. Die Einlage sägte ich aus einer DIN A4-Sperrholzplatte, weil diese schmaler und kürzer sein musste als Deckel und Boden. Mithilfe einer Klemmschiene, die ich über die Werkbank spannte und Spannzwingen, mit denen ich die Platte auf der Werkbank fixierte, brachte ich den Sägeschnitt einigermaßen gerade hin. Für Notfälle – falls sich die Schublade verklemmen sollte – ist die Einlage lose auf den Rahmen aufgelegt.

Für die Schublade brauchte ich noch einen Griff, den ich mit zusätzlichen 40 x 5 mm-Leisten aus dem Baumarkt holte. Dort fand ich auch eine fertige Nutleiste, die es mir er­sparte, Nuten in die 20 x 20 mm-Leiste zu fräsen (dass das ohne eine stationäre Fräse auch schier unmöglich ist, habe ich dann bei einem späteren Projekt zu spüren bekommen). Der Boden der Schublade entstand ebenfalls aus einer Sperrholzplatte und der Nutleiste.

Bei der Planung der Schublade hatte ich eigentlich noch Stützen für den Bodenrahmen eingeplant. In dem Fall hätte ich noch eine Führung für die Schublade benötigt, die auf beiden Seiten jeweils 20 mm Platz gekostet hätten. Dazu wäre noch eine Leiste zwischen den Stützen nötig gewesen, die nochmal 6 mm Platz in Luft aufgelöst hätten. Eine erste Belastungsprobe des inneren Rahmens ergab aber, dass der Rahmen auch ohne Stützenverstärkung hielt. Das gleiche galt auch für die in den mittleren seitlichen Brettern befestigten Griffe. Der Holzleim hält problemlos.

Beim Befestigen der Scharniere zeigte sich, dass das 4 mm dünne Sperrholz der Rückwand 16 mm lange Spaxschrauben im Inneren als verdammt gefährliche Spitzen stehen lässt. Ich habe sie deshalb durch deutlich kürzere Schlossschrauben ersetzt, mit denen auch der Schubladengriff und die seitlichen Griffe montiert wurden. Als Verschluss für den Deckel nutzte ich ein kombiniertes Fallen- und Riegelschloss, das ich bei Amazon gefunden hatte.

Dazu eine Anmerkung am Rande für die, die sich über Bestellungen bei Amazon aufregen: Im Baumarkt findet man wirklich schöne Verschlüsse, keine Frage – aber sie sind doch von der größeren Sorte, wie die „Draht“falle oder der Schubriegel, die ich bei der Reisetruhe und beim Vorgängermodell des Lederwerkzeug-Kastens verwendet hatte. Sie benötigen mindestens 50 mm Deckelhöhe, damit sie überhaupt befestigt werden können. Die Ästhetik ist da noch nicht einmal berücksichtigt. Für Deckel, die gerade 30 mm hoch sind, sind im Baumarkt erhältliche Verschlüsse schlicht nicht brauchbar. Das war der Grund, weshalb die Siegelschatulle einen eher ungewöhnlichen Verschluss aus einem Möbelknopf und einer Schrauböse hat. Etwas Besseres bot der Baumarkt nicht an. Amazon bietet einen Mehrfachsatz des von mir verwendeten Schlosses einschließlich der dazugehörigen Minischrauben an. Sechs dieser Schlösser plus Schrauben sind in drei verschiedenen Größen in dem Satz enthalten. Ja, die kommen aus China. Aber die aus dem Baumarkt sind auch nicht vom Schmied um die Ecke oder wenigstens von ThyssenKrupp in Essen, sondern kommen in der Regel auch aus dem Ausland!

Eines der Schlösser verschließt den Deckel, ein zweites der gleichen Größe hält die Schublade fest, damit sie beim Transport des Kastens nicht unplanmäßig aufgehen kann. Die mitgelieferten Schrauben sind 8 mm lang und ragen bei den verwendeten Hölzern etwa 1 mm in den Kasten bzw. die Schublade. In beiden Fällen habe ich ein Stück Leder als Schutz darüber geklebt.

Der Deckel sollte – wie schon bei der Reisetruhe – von einem Gelenk aus Holzleisten in der Senkrechten gehalten werden. Den Ärger mit der zu schwachen Kette beim Vorgängermodell wollte ich nicht nochmals haben. Die 10 mm-Leisten, die ich dafür vorgesehen hatte wollten aber partout nicht so laufen, wie sie sollten. Das Gelenk verhakte sich immer wieder im Korpus. Ich habe es schließlich durch einen Lederriemen ersetzt.

Mit der weitgehenden Fertigstellung des neuen Kastens konnte ich den Vorgängerkasten zurückbauen. Die Eckleisten waren nicht zu retten. Sie sind beim Auseinandernehmen zerbrochen. Die Bretter des Korpus ließen sich relativ problemlos abnehmen und konnten für andere Projekte weiterverwendet werden. Für die Deckelplatte hatte ich schon eine weitere Verwendung im Kopf. Auch die Bodenplatte wird wohl noch eine neue Verwendung finden, die Nägel nicht. Die waren ebenso wie die Eckleisten nicht mehr zu gebrauchen.

Nachdem ich mich beim Rückbau des Vorgängermodells ordentlich ausgetobt hatte, kam das Innenleben des Nachfolgers an die Reihe. Statt Sperrholz für die Steckleiste der Punzen verwendete ich Bretter aus dem Vorgängermodell, die dort die Seiten gebildet hatten. Die unsauberen Schrägen wurden abgesägt, womit sie zwar etwas kürzer waren als der Innenraum zuließ, aber der seitlich entstandene Platz kann möglicherweise anders genutzt werden.

Schon aus früheren Erfahrungen war mir klar, dass die Punzen sich in den Innenraum des Ständers verkrümeln, wenn man ihnen das nicht mit einem passenden Steckgitter unterhalb der eigentlichen Steckleiste verbietet.

Im Vorgängermodell hatte ich dafür zwei Sperrholzleis ten mit Löchern versehen, die so angeordnet waren, dass die Punzen schräge darin stehen konnten, ohne sich in den unteren Raum der Steckleiste zu verabschieden. Für alle Fälle hatte ich die obere Steckleiste klappbar gemacht. Jetzt sollten die Punzen gerade stehen. Beide Bretter wurden parallel gebohrt. Vier 19 mm-Klötzchen kamen zwischen die beiden Bretter, so dass die Punzen nun am Boden in einem 18 mm tiefen Loch stehen und nochmal 19 mm höher auf weiteren 18 mm gehalten werden. Alle Punzen stehen demnach insgesamt 55 mm tief, werden also knapp unter der Mitte des Punzenschaftes gehalten. Umfallen unmöglich.

Weil meine Punzen nicht alle denselben Schaftdurchmesser haben und die Punzen für einen dekorativen Schnurrand auch ziemlich weit ausladen (jedenfalls die Eckpunzen dieses Satzes) bekam eine Reihe 8 Steckplätze mit 8 mm Durchmesser, die auch 15 mm voneinander entfernt sind. Die zweite Reihe erhielt 7 6-mm-Löcher, die versetzt unter den 8-mm-Löchern sind. Eine dritte Reihe besteht aus 13 6-mm-Löchern. Außer den Punzen befanden sich nun auch Flachahle, Spitzahle, Swifelmesser und Silberstift in den Steckplätzen. Die drei Flachpunzen und der Druckverteiler für die Flachpunzen finden auf Holzstiften Platz, die am rechten und linken Rand der Steckleiste eingelassen sind. Die vierte Reihe bekam 10 3-mm-Löcher, von denen 6 mit kleinen Rundhölzern belegt sind, auf denen die aktuell nicht genutzten Nahtmarkierräder und die Rollpunzen Platz finden. In die verbleibenden 4 Löcher können Kleinteile gesteckt werden.

Der zerlegte Riemenschneider hat ebenso ein Zuhause im oberen Stockwerk gefunden wie das Reifelholz, eine Punzenklemme, Lederfarbe und Wollpinsel zum Einstreichen von Leder. Kantenzieher, Modelliereisen, Riemenendeisen, Flechtnadeln, Ersatzklingen für den Riemenschneider, Nahtmarkierer, Prägeschlitten, Griffe für die Flachpunzen und die Vorstecheisen wohnen nun im Souterrain, sprich: in der Schublade.

Und wohin mit den Buchstabenpunzen? Ich besitze zwei Sätze: einen mit 6 mm breiten Buchstaben, einen mit 20 mm breiten Buchstaben. Die kleinen Buchstaben passten noch in die Schublade, aber die großen nicht. Die beiden Hämmer müssen auch draußen bleiben, haben aber schon länger ihren Platz auf der Klappablage neben dem eigentlichen Arbeitstisch im Keller, aber die Buchstaben müssen einen festen und verschließbaren Platz haben, sonst finde ich sie überall, nur nicht da, wo sie sein sollten.

Mir fiel das bei der Reisetruhe geplante und wieder verworfene Deckelfach ein. Eine Klappe im Deckel, verschlossen mit einer Hakenschließe und klappbar mit Scharnieren, die gerade rechtzeitig eintrafen, um die Idee zu verwirklichen. Dazu sägte ich aus der noch vorhandenen 20 x 20 mm-Leiste Stücke für einen Rahmen, den ich in den Deckel einklebte. Der Deckel des Innenfachs entstand aus dem verbliebenen Boden des Vorgängermodells. Als das fertig war zeigten sich zwei Probleme: Erstens benötigte die Klappe einen Griff, um sie aufziehen zu können. Die kleine, kaum 5 mm hohe Aufnahme des Schlosses taugt nicht als Griff. Zweitens erwies sich der Stauraum als zu knapp. Die Deckeleinlage ist selbst 4 mm stark, womit sich der freie Raum dahinter auf 15 mm verringert (nein, das ist kein Rechenfehler. Die 20 x 20 mm-Leiste ist effektiv nur 19 x 19 mm!)

Also alles wieder abbauen, in die Deckeleinlage ein Stück Seidenband einkleben, das als Schlaufe herausragt. Die Rahmenleisten mussten um eine weitere Leiste aufgestockt werden, damit hinter der Klappe genügend Raum entstand. Nach der erneuten Montage der Beschläge war die zweite Version des Lederwerkzeug-Kastens dann fertig.

 

Material

  • 5 DIN A4-Sperrholztafeln
  • 2 Scharniere
  • 2 Möbelgriffe
  • 1 Möbelknopf
  • 2 Schlösser Falle und Haken + Schrauben
  • 1 Schloss Haken + Schrauben
  • 2 Minischarniere + Schrauben
  • 8 Schlossschrauben
  • 2 Buchschrauben 10 mm
  • 1 Nut-Leiste 1000 x 12 x 16 mm
  • 3 Leisten 1000 x 60 x 5 mm
  • 2 Leisten 1000 x 30 x 5 mm
  • 2 Leisten 1000 x 20 x 20 mm
  • Holzleim
  • Leder (ausreichend für 1 ca. 20 cm langen, 1 cm breiten Streifen und 2 6 x 3 cm Rechtecke)

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