Chroniken der Verborgenen Lande

Die Verborgenen Lande sind eine von mir erfundene, fiktive Region, die – wäre es so möglich, wie ich es mir erdacht habe – in der Alpenregion zwischen Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz zu suchen wäre. Wer immer sich dort schon herumgetrieben hat, wird wissen, dass da nichts weiter ist, als direkt aneinander stoßende Grenzen …

Solch schnöde Realität muss ja nicht an der Fantasie hindern, dass diese Region in einer anderen Dimension versteckt ist, die mithilfe von Magie erreicht werden kann – nun, jedenfalls in unserer Zeit.

Die Verborgenen Lande sind vier souveräne Staaten: Das Fürstentum Breitenstein, das Herzogtum Scharfenburg sowie die Königreiche Wengland und Wilzarien. Alle vier Länder existieren etwa seit dem 9. Jh. unserer Zeitrechnung.

Im Zentrum der Geschichten steht das Königreich Wengland, dessen Historie ich anhand eines entscheidenden Abschnittes im Leben des jeweiligen Thronfolgers vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart erzähle.

Ein ganz besonders wichtiges Datum in der Geschichte des Königreichs Wengland ist der 11. Juli, genauer: der 11. Juli 887. An diesem Tag unterzeichneten Philipp, der erste König Wenglands, und sechs seiner Grafen den so genannten Königsvertrag, der quasi das Grundgesetz des Reiches für sehr lange Zeit bleiben sollte.

Die Bestimmungen im Königsvertrag mögen im modernen Wengland nur noch teilweise zutreffen, doch der 11. Juli ist der Nationalfeiertag geblieben.

Die Geschichten, die ich zu den Verborgenen Landen im Allgemeinen und dem Königreich Wengland im Besonderen verfasst habe, sind zum größten Teil bereits als Romane im Tredition-Verlag erschienen. Deshalb findet ihr hier hauptsächlich Leseproben, die etwa 20% des jeweiligen Buchinhaltes ausmachen. Am Ende der Leseproben findet ihr den Link zum Verlag.

Die bislang noch nicht veröffentlichten Geschichten sind noch im Volltext lesbar. Bei diesen Geschichten kann sich auch der Inhalt noch ändern. Sofern sie zum Verlag gehen, wird hier ebenfalls jeweils eine Leseprobe mit anschließender Bestellmöglichkeit verbleiben.

Eine Bitte, wenn es um die Bestellung der Bücher geht: Sie sind auch bei Amazon und im sonstigen Buchhandel auf Bestellung erhältlich. Für mich selbst fällt aber etwas mehr ab, wenn ihr direkt beim Verlag kauft, es kostet euch aber keinen Cent mehr (von Versandkosten mal abgesehen). Deshalb wäre es mir lieb, wenn ihr direkt beim Verlag kauft.

 

 

Zu den Chroniken der Verborgenen Lande gibt es (bzw. soll es geben) die

Romane

 

Leseprobe  Philipp von Wengland (Chronikband 9. Jahrhundert)

Leseprobe  Martin von Wengland (Chronikband Ende 12./ Anfang 13. Jahrhundert)

Leseprobe  Ulrich von Wengland (Chronikband Mitte 13. Jahrhundert)

Leseprobe  Wolf von Wolf von SteinburgSteinburg (Chronikband 17. Jahrhundert/Dreißigjähriger Krieg)

Simon von Wengland (Chronikband 17. Jahrhundert/Dreißigjähriger Krieg)

Passwortgeschützt Ferdinand von Wengland (Chronikband Ende 18./ Anfang 19. Jahrhundert/Französische Revolution, Koalitions- bzw. Napoleonische Kriege) 

Leseprobe Alexander von Wengland (Chronikband Mitte 19. Jahrhundert/Eisenbahnbau)

Leseprobe  Stephan von Wengland (Chronikband Ende 19. Jahrhundert)

Passwortgeschützt  Michael von Wengland (Chronikband 2. Hälfte 20. Jahrhundert/Gegenwart)

 

Ergänzend zu den Romanen gibt es unter

Wissenswertes über die Verborgenen Lande

Heraldik der Verborgenen Lande

Königreich Wengland

Königreich Wilzarien

Währungen Verborgene Lande

Breitensteiner Schilling

Scharfenburger Dukaten

Wenglischer Gulden

Wilzarischer Denat

 

 

Fett: neue Geschichte

*/Grün: neues Kapitel

Grau: noch nicht veröffentlichte Geschichte

 

Stand:

 

 

Entstehungsgeschichte

 

Nachdem mich beinahe fünfzehn Jahre wirklich gar nichts anderes interessiert hatte als der Sezessionskrieg und die Geschichte … denn ein Haus, das gespalten ist, kann nicht bestehen (siehe Kategorie Robert Bennett) jedenfalls im groben Rahmen stand, befiel mich im April 1981 von eben auf jetzt der Gedanke, ich könne doch einmal über eine andere Zeit schreiben – über das Mittelalter zum Beispiel.

An Geschichte bin ich seit jeher extrem interessiert gewesen, aber das Mittelalter war nie mein Fall gewesen. Die Texte kann ein normaler Deutscher des 20. und 21. Jahrhunderts nicht ohne eine Übersetzung lesen. Man mag zuweilen nicht glauben, dass es wirklich Deutsch sein soll, was in Texten aus deutschen Landen aus dieser Zeit zu lesen ist. Korrekterweise muss man zugestehen, dass wir Deutschen Martin Luther nicht nur eine Kirchenreform zu verdanken haben, die das evangelische Glaubensbekenntnis zur Folge hatte (was Luther zunächst überhaupt nicht im Sinn hatte), sondern auch den Beginn einer gemeinsamen Hochsprache, auch wenn man dies in den von ihm selbst verfassten Texten nur schwer erkennen kann. Die deutsche Rechtschreibung hat er nämlich nicht erfunden, die hat erst Konrad Duden deutlich später entwickelt. Sorry, kurzer Gedankenschweif. Also, das Mittelalter war bei aller Liebe zu Geschichte in der Schule echt nicht mein Thema; nicht einmal Ingeborg Braisch, meine (ohne jede Ironie) wirklich hochverehrte Geschichtslehrerin, hat das ändern können – und das, obwohl ihr herzallerliebstes Thema der Staufer Friedrich II. war.

Woher dieser Geistesblitz im April 1981 kam, weiß Gott allein; aber ich habe angefangen, mich für das Mittelalter zu interessieren und durfte feststellen, dass aus der Schule über diese Zeit absolut gar nichts hängen geblieben war – und die war zu jenem Zeitpunkt noch nicht einmal ein volles Jahr beendet! Im April 1981 machte ich meine Lehre zum Versicherungskaufmann und war in der Berufsschule. Es war ein Freitag, an dem ich nach Hause fuhr, und kurz vor dem U-Bahnhof Berne in Hamburg eben jene Idee hatte.

Zu Hause angekommen, setzte ich mich nach dem Mittag in mein Zimmer und begann zu schreiben. Es ging irgendwie von allein, dass mir ein Prinz Martin von Wengland einfiel, der in unschöner Situation durch die Liebe der Prinzessin Regina von Scharfenburg gerettet wird. Die erste – nennen wir es einmal halbe – Geschichte, die mir dazu aus dem Kugelschreiber floss, umfasst etwa fünfzehn doppelseitig beschriebene DIN A 5 Blätter, die ich an jenem Tag in fast durchgehendem Schreibfluss (nur durch das Abendessen unterbrochen) bis morgens um vier produzierte. Ich saß zwar am nächsten Morgen um neun Uhr mit mikroskopisch kleinen Guckern am Frühstückstisch und war zu gar nichts zu gebrauchen, aber ein bisschen stolz war ich schon darauf, dass mir wenigstens der Kern der neuen Geschichte so widerstandslos aus der Mine geflossen war.

In der folgenden Zeit baute ich die Geschichte aus, ohne eine konkrete Zeitzuordnung zu haben. Irgendwann flutschte mir dann eine Bemerkung aus dem Kugelschreiber, die auf bewegliche Drucklettern hinwies – also hatte ich mich wohl in die Mitte des 15. Jahrhunderts verirrt. Es ließ mich bremsen. 15. Jahrhundert? Kurz vor Kolumbus? Noch Mittelalter? Ich war unsicher und beschloss, zunächst einmal doch ein bisschen zu lesen.

Der zweite Versuch startete dann nach gewisser Recherche mit Martins Rückkehr vom Vierten Kreuzzug, der gar nicht das Heilige Land erreichte und für sehr lange Zeit das Verhältnis zwischen Katholiken und Orthodoxen schwer belastete. Martin, der durch und durch edle Ritter, der ein funktionierendes Gewissen hat, hatte sich geweigert, für Venedig das christliche Zara (heute Zadar in Kroatien) anzugreifen und hätte erst recht nicht bei der Plünderung der urchristlichen Kaiserstadt Konstantinopel (oder Byzanz) mitgemacht; nein, so etwas hätte mein strahlender Held, mein Musterritter, nie und nimmer getan. Damit hatte ich nun eine festgelegte Zeit. 1203 sollte mein neuer Held also vom abgesagten Kreuzzug zurückkehren. Mit der neuen Zeit änderten sich auch die Farben Wenglands von schwarz-rot zu grün-rot, die goldene Lilie als Landeswappen erschien erstmals in diesem Zusammenhang. Gleichwohl hatte ich meinen edlen Martin in einen weißen Waffenrock mit rotem Johanniterkreuz (das achtspitzige Ding!) gesteckt – ein Widerspruch in sich, wie ich nach nunmehr dreißig Jahren weiterer Forschung weiß, aber man ist ja auch als Schreiberling lernfähig.

Im Laufe der Jahre kamen weitere Geschichten hinzu – über König Philipp, den Begründer des Königreichs Wengland; über Ulrich, Martins Enkel, der sein Reich erst mühsam zurückerobern muss; über Herzog Wolf, der aus dem in seine dreizehn Provinzen zerlegten Reich im Dreißigjährigen Krieg wieder ein Land macht (in der veröffentlichten Version mutierte er dann zum Fürsten, was nach dem dann vorhandenen Kenntnisstand besser in die Zeit passte); Herzog (Fürst) Ferdinand, der im Verlauf der Napoleonischen Kriege die Königskrone zurückgewinnt; Alexander, der als gelernter Vermessungsingenieur Wenglands Eisenbahn baut; Stephan, der als Anarchist den drohenden Verlust der Provinz Aventur verhindern kann und durch seine Heirat mit Prinzessin Sandra von Wilzarien eine Versöhnung der seit Jahrhunderten ebenso verfeindeten wie benachbarten Königreiche erreicht, bis zu Michael, der sich als Thronfolger im 20. Jahrhundert mit den üblichen Problemen des Hochadels herumschlagen muss – nimmermüden Paparazzis – und dem es als Geschichtsstudent gelingt, die Hintergründe der langen Feindschaft zu ermitteln.

Dabei kristallisierte sich die goldene Lilie im grünen Feld als Wenglands Grundwappen heraus – übernommen von Hause Sandragon, dem König Philipp entstammt. Das gegenwärtige Wappen ist geviert von grün und rot, von einem goldenen Kreuz überlagert, in den Feldern jeweils goldene Lilien.

Meine Wengländer treiben sich oftmals dort herum, wo ich auch schon gewesen bin – Michael macht Urlaub in Bergün, Alexander sucht dort nach den sterblichen Überresten seines Bruders Eberhard, vor seiner Rückkehr nach Wengland 1872 ist Alexander beim Bahnbau der Gotthardbahn in Andermatt angestellt, der geheime Zugang nach Wengland befindet sich hoch in den Bergen des Fürstentums Liechtenstein – aber manche Dinge passen auch von ganz allein mit Orten zusammen, an denen ich mich aufhalte.

Und diese Zufälle sind es, die Wengland inzwischen eine andere Dimension geben (vielleicht auch die, in der es nach der weiteren Entwicklung seit einigen Jahrhunderten verborgen werden kann.)

Der eine Zufall ist weniger ortsgebunden als an eine Person – und das ist mein lieber Freund Balian von Ibelin, ein historisch tatsächlich existenter Ritter, den ich als halbfiktive Filmfigur in Königreich der Himmel kennen lernen durfte. Dieser Balian von Ibelin ist insbesondere in dieser Filmfassung derjenige, der meinen edlen Martin (und damit auch seine Nachfolger) zu dem honorigen Ritter erzogen haben könnte, der er ist. Er sprang mir zwar erst vierundzwanzig Jahre nach Martins „Geburt“ in der U-Bahn ins Herz, aber irgendwie kann nur er es sein – und zeitlich passt es sogar ohne mein Zutun. Da Martin nach meinen Annahmen 1180 geboren ist, wäre 1188 der richtige Zeitpunkt, um den kleinen Prinzen zur Erziehung an einen anderen Fürstenhof zu geben. Der tapfere Verteidiger Jerusalems und Retter der Einwohner der Heiligen Stadt ist es, der sein Verhaltenserbe bei den noblen Königen Wenglands hinterlässt. Nachzulesen in „Das Erbe Ibelins“ aus meiner Tastatur.

In den Romanen, die sich mit der Lebensgeschichte Martins in Wengland befassen, ist dieser Lehrer Roland von Ibelin, ebenso halbfiktiv wie die Filmfigur, aber Sohn des realen Balian von Ibelin, den es in der Filmversion gar nicht gibt.

Der zweite Zufall ist der Ort, an dem ich Wengland schon frühzeitig angesiedelt habe: Irgendwo zwischen Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und Deutschland. Ja, das ist geografischer Blödsinn, schließlich gibt es dort kein weiteres Land – jedenfalls nicht in der Dimension, in der wir uns befinden …

König Rudolf, Vater jenes Prinzen Martin, der mir als erster Wengländer begegnete, verbrachte seine Knappenzeit bei Kaiser Friedrich Barbarossa, mit dem er später auch auf dem Dritten Kreuzzug ging. Als ich dies als Gedanken notierte, hatte ich noch keine Ahnung, dass Kaiser Friedrich I. nach 1157 viel Zeit in Oberschwaben, nämlich in Ravensburg, verbracht hatte. Als ich davon las, nachdem ich Rudolf zu Friedrichs Knappen erklärt hatte, hat mich schon ein gewisser Schauer erwischt – schließlich verbrachte ich zwischen 2003 und 2016 meinen Urlaub am Bodensee, in der Nähe von Ravensburg (das ist der nördliche Nachbarkreis von Lindau und Friedrichshafen). Ravensburg ist nicht wirklich weit von Liechtenstein entfernt, wo das geheime Tor ist …

Der dritte Zufall ist die Verfeindung von Wengländern und Wilzaren. Meine Geschichten spielen zwar nicht in Norddeutschland, die Wengländer sind nicht identisch mit den Wenden (deshalb auch ursprünglich Wendländer und nicht Wenden!); aber die Wilzaren der Verborgenen Lande können Wengländer ebenso wenig ausstehen wie die slawischen Wilzen an der Elbe die Wenden. Ich gebe ja zu, dass das Wendland an der Elbe und das benachbarte Lauenburg durchaus die Namensideen für mein ursprünglich Königreich Wendland genanntes Reich und das benachbarte Herzogtum Scharfenburg lieferten, aber beide Länder sollten keineswegs mit den Landschaften im Norden identisch sein. Aber dass es einen Volksstamm mit dem Namen Wilzen tatsächlich einmal gegeben hat, das wusste ich zu dem Zeitpunkt jedenfalls noch nicht. Bemerkenswerter Blindtreffer … Gleichwohl habe ich mich später zur Umbenennung beider Völker und Reiche entschlossen, um Verwechslungen zu vermeiden, die immer wieder hochkochten.

Und so fange ich an, mich zu fragen, ob sich da nicht doch kleine Sippengemeinschaften in gräulicher Vorzeit gen Süden auf die Socken gemacht haben und jene Wandonen wurden, die am Main siedelnd Ärger mit den Römer bekamen und in zwei Stämme getrennt vom sinkenden Römischen Reich aufgesogen wurden, wo sie nach ihren Sippenvätern Wilzar Vilzii (Wilzaren) und Wengor Vengii oder Vengonii (Wengonen) genannt wurden.

Besonderheiten

Dass in Wengland insbesondere im Mittelalter manches vielleicht etwas anders ist als in vergleichbaren Ländern, liegt zu einem gewissen Teil daran, dass in Wengland Ritter wirklich Ritter sind, also grundsätzlich dem Idealbild des Ritters entsprechen. Der Rittereid (Sei ohne Furcht im Angesicht deiner Feinde; sei tapfer und aufrecht, auf dass Gott dich lieben möge; sprich die Wahrheit – immer, auch wenn es deinen Tod bedeutet; beschütze die Wehrlosen und tue kein Unrecht – Zitat nach Godfrey von Ibelin aus Königreich der Himmel) ist im Königreich Wengland speziell im Königshaus kein hehres Ziel, sondern gelebte Praxis.

Eine weitere Besonderheit der Verborgenen Lande ist eine gegenüber der üblichen Norm abweichende Farbregel bei der Gestaltung von Wappen.

Der Beginn des Wappenwesens fällt in die Zeit der Kreuzzüge. Das hatte zweierlei Gründe: Zum einen war es wünschenswert, in den wahrlich internationalen Kreuzfahrertruppen Landsleute wiederzufinden. Deshalb entwickelten sich sehr schnell bestimmte Farbgebungen der Kreuze, die sich die Kreuzfahrer als nach außen sichtbares Zeichen ihrer … ähem, Pilgereigenschaft … an die Waffenröcke steckten. Franzosen trugen meist rote, Engländer weiße, Deutsche schwarze, Flamen grüne Kreuze. Das steckte die „Nationalität“ ab, auch wenn man damals so etwas wie regelrechte Nationalstaaten noch nicht kannte.

Zum anderen wurde im 12. Jahrhundert der Topfhelm als Verbesserung gegenüber dem bis dahin üblichen Nasalhelm entwickelt. Der Topfhelm verdeckte das Gesicht, so dass der Ritter nicht mehr ohne weiteres erkannt werden konnte. Zunächst taten einfarbige Schilde oder solche mit geometrisch geteilten Farben gute Dienste. Doch Schildteilungen (auch Heroldsbilder genannt) allein sind naturgemäß von der Anzahl begrenzt, wenn in einiger Entfernung noch etwas zu erkennen sein soll. Die so genannten Gemeinen Figuren – Gegenstände, Pflanzen, Tiere, geometrische Figuren – verfeinerten die Unterscheidungsmerkmale.

In Frankreich entwickelten Herolde etwa ab dem 13. Jahrhundert heraldische Regeln, um eine gewisse Ordnung in die nun einsetzende Flut unterschiedlicher Wappenbilder zu bringen. Diese Regeln lassen nur sehr wenige und kräftige Farben zu: Die so genannten Tinkturen Blau, Grün, Orange, Rot, Schwarz und Violett, die Metalle Gold (Gelb) und Silber (Weiß) sowie die Felle Feh (dargestellt durch stilisierte Eisenhüte) und Hermelin (oft mittels drei Punkten mit dreispitzigem Schweif dargestellt).

Nach den in Frankreich entwickelten, seit langem allgemeingültigen heraldischen Regeln soll Tinktur nicht an Tinktur grenzen und Metall nicht an Metall. Diese Regel hat den Sinn, dass Wappen auch auf große Entfernung möglichst sofort zu erkennen sein sollen.

Allerdings gibt es Farben, die auch im direkten Aufeinandertreffen gut voneinander unterscheidbar sind – Grün und Rot und Blau und Orange. Nach den heraldischen Grundregeln dürften sie nicht aneinander grenzen, in Wengland und seinen Nachbarstaaten tun sie es. Das liegt zum einen daran, dass die Verborgenen Lande ihre Wappen frühzeitig annehmen, also zu einer Zeit, in der sich diese Regel noch nicht durchgesetzt hat, zum anderen daran, dass Grün und Rot sowie Blau und Orange als Komplementärfarben auch auf große Entfernungen unterscheidbar sind (es sei denn, dass jemand farbenblind wäre, aber ich halte es für fraglich, dass eine solche Sehschwäche in jenen fernen Tagen bereits anerkannt war. Jemanden, der Grün von Rot nicht unterscheiden kann, würde ich jedenfalls nicht als Herold berufen … und da weiß ich mich mit meinen Wengländern durchaus einer Meinung …)

Deshalb sind das wenglische Wappen und das der Grafschaft Steinburg, die von Grün und Rot gespalten (Königreich) bzw. schräglinks geteilt (Grafschaft) und mit jeweils einer schwebenden goldenen Lilie in den Teilungen belegt sind, nach dieser etwas exklusiven Regel annehmbare Wappen.