Projekt 8: Restaurierung Krone

Bevor die Krone ihr neues Heim in der Vitrine beziehen sollte, musste sie zunächst gründlich gereinigt werden. Bei der Demontage stellte ich fest, dass der Rand aus weißen und schwarzen Perlen plus anderen Schmuckelementen so am Kronenrand befestigt war, dass damit gleichzeitig die Kronenmütze gehalten wurde.

Als ich die Krone 2018 fertigte, sollte sie einen Abschluss am unteren Rand aus weißen Perlen bekommen. Eine der englischen Königskronen weist diese Besonderheit auf, die mir sehr gefiel. Ich hatte damals von Lidl (meine ich) einige Pakete mit Perlen in unterschiedlichen Größen gekauft, wobei Perlen mit ca. 12 mm Durchmesser am meisten vertreten waren. Jeder Kronenbogen hat 6 Perlen dieser Größe, so dass ich für 6 Bögen 36 Stück verbraucht hatte. Die verbliebenen Perlen dieser Größe reichten dann nicht mehr für einen kompletten Perlenrand aus. Auch aus den größeren und den noch kleineren weißen Perlen konnte ich den Rand nicht vollständig herstellen. Erweiterungen mit anderem Schmuckmaterial reichten ebenfalls nicht. Ich musste weiße und schwarze Perlen gleicher Größe mit zusätzlichem Schmuckmaterial kombinieren, um den Rand zu verzieren. Zum Zeitpunkt der Herstellung stand mir auch keine grüngrundige Brokatborte zur Verfügung. Ich hatte nur ganz goldene oder welche mit blauem Grund. Verwendet habe ich seinerzeit die mit blauem Grund. So hatte ich sie auch fotografisch dokumentiert.

Die Vitrine war am 7. Dezember 2020 fertig, aber fehlte mir erst einmal der Elan, die Krone komplett zu demontieren. Mir fehlten auch noch die Perlen, um den Rand so zu gestalten, wie ich es ursprünglich vorgehabt hatte. Viel Zeit blieb mir aber nicht mehr, das war klar. Wegen der immer noch viel zu hohen Zahl der Neuinfektionen sollte am 16. Dezember 2020 ein harter Lockdown in Kraft treten, also der Einzelhandel abgesehen von Apotheken und Geschäften für den täglichen Bedarf schließen. Bei Tedi stöberte ich am 8. Dezember 2020 20g-Päckchen mit weißen Perlen in unterschiedlichen Größen wie seinerzeit bei Lidl auf und schlug zu. Zuhause angekommen traute ich meinen Augen kaum, dass die Perlen kein Loch hatten. Für einen Moment hatte ich noch die Idee, die Löcher selbst zu bohren, entschloss mich dann aber kurz vor Toresschluss zum zweiten Lockdown doch zum Umtausch. Tedi hatte zum Glück auch gelochte Perlen. Den Bestand an leicht gelblich-weißen Perlen, die natürlichem Perlmutter am ähnlichsten sind, habe ich aufgekauft.

Die Krone auseinanderzubauen erwies sich als doch recht komplex. Nach viel Trennarbeit hatte ich die Kronenmütze vom Kronreif getrennt und den Zierrand aus weißen und schwarzen Perlen und weiteren Schmuckteilen abmontiert und alle Teile gereinigt. Zunächst habe ich die blaugrundige Brokatborte an den Nähten gegen grün­grundige ausgetauscht und dabei die an einer Naht entfallene Drahtverstärkung mit eingebaut. Ich habe einige Zeit überlegt, weshalb ich den Draht bei der Erstmontage nicht verwendet habe und bin dann darauf gekommen, dass ich wohl die Litze zuerst aufgenäht habe und den Draht dann nicht mehr drunter bekam. Das Problem ist jetzt jedenfalls behoben.

Das Schweißband aus Polyester (!), mit dem die Mütze am Kronreif befestigt war, habe ich abgenommen und durch weißes Fellimitat ersetzt. Statt 5 cm Schweißband kamen nun 15 cm Fellsamt an die Außenseite der Mütze, der in einem ersten Schritt an der Kronenmütze angenäht und in einem zweiten Schritt parallel mit dem Perlenrand am Kronreif befestigt wurde.

Eigentlich hätte das Fell noch um kleine „Hermelinschwänzchen“ ergänzt werden sollen, aber die dafür schon vor längerer Zeit angeschafften Teile für Chenille-Spinnen erwiesen sich als ungeeignet, da es sich bei den drahtverstärkten Beinen genau genommen um unregelmäßig umhüllte Pfeifenreiniger handelte. Der Draht war zu deutlich sichtbar, um daraus Hermelinschwanzimitate herzustellen. Das Fell blieb also weiß ohne Zusätze – vielleicht ganz praktisch, denn dass König Ferdinand tatsächlich Hermelin bestellt hätte, ist eher unwahrscheinlich …

Das Fellimitat ist auf der Rolle so geschnitten, dass die Haare zu den Schmalseiten mit oder gegen den Strich verlaufen. Die Rolle ist aber bestenfalls 30 cm breit. Wenn das „Fell“ außen mit dem Strich nach unten verlaufen sollte, musste ich mehrere Stücke schneiden und zunächst zusammennähen, um außen rundum den Strich nach unten gewährleisten zu können.

Die Abstände der Vorgängerverzierung im Goldkarton des Kronenreifs passten gut, so dass ich keine zusätzlichen Löcher stechen musste. Weil der „Fellbesatz“ gefüllt werden sollte, habe ich nach Befestigung der einen Seite des Fellimitates die äußeren und inneren Teile der doppellagigen Kronenmütze vernäht und dann erst angefangen, den Fellsamt auch innen anzunähen und im Fortschritt der Befestigung die Füllung mit Füllwatte vorgenommen.

Nach Fertigstellung des Fellrings stellte ich fest, dass die Krone nun ein Innenmaß von deutlich unter 54 cm hat, aber letztlich soll sie nicht getragen werden, sondern in ihrer Vitrine ausgestellt werden.

Nach Abschluss der Näharbeiten kam auch der kleine Globus mit der durchsichtigen Lilie wieder auf die Krone und die Krone fertig restauriert in ihre Vitrine.

Fertig – und das noch am 23.12.2020!

Material

 

47 weiße Perlen

weißer Fellsamt, ausreichend für einen 5 cm starken, 55 cm langen Schlauch

Füllwatte

120 cm Brokatlitze, grüngrundig

Weißes Nähgarn zur Befestigung von Perlen und Fellsamt

 

 

 

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